Anlässlich des Internationalen Hurentages gingen gestern mehr als 200 Sexarbeiter*innen und Freund*innen in Berlin auf die Straße und demonstrierten gegen die nach wie vor bestehenden rechtlichen und gesellschaftlichen Diskriminierungen.

1975 hatten in Lyon Sexarbeiter*innen die Kirche Saint Nizier für mehrere Tage besetzt. Vorausgegangen waren vermehrte Razzien der Polizei mit Bußgeldern, weil Sexarbeiter*innen auf der Straße auf ihre Kunden warteten. Dagegen wurden sie nach zwei Morden an Sexarbeiter*innen nicht aktiv.

Protestmarsch anlässlich des Welthurentages am 2. Juni in Berlin

Andere Sexarbeiter*innen solidarisierten sich und besetzten daraufhin Kirchen in weiteren französischen Städten. Sie alle forderten mehr Schutz, bessere Arbeitsbedingungen und die Achtung ihrer Rechte. Die Politiker*innen weigerten sich, sie anzuhören oder mit ihnen in den Dialog zu treten und ließen stattdessen nach wenigen Tagen die Kirchen räumen.

Seitdem hat sich nicht viel verändert. Sexarbeiter*innen werden weltweit ihre Rechte verweigert.

Deutschland ist sogar einen besonders diskriminierenden Weg gegangen: Aufgrund des Prostituiertenschutzgesetzes (ProstSchG) werden nun alle Sexarbeiter*innen einer regelmäßigen Zwangsberatung sowie einer Zwangsregistrierung unterzogen. Auch wird das Gesetz auf kommunaler Ebene genutzt, um gut geführte, schon lang bestehende Bordelle mit fairen Arbeitsbedingungen zu schließen.

Mehr als 200 Frauen und Männer gingen an diesem heißen sonnigen Tag auf die Straße, um für ihre Rechte zu kämpfen

Von Schutz keine Spur. Geschweige denn von Rechten oder Respekt.

In Berlin demonstrierten daher am 01. Juni 2019 folgerichtig die Sexarbeiter*innen gegen die Registrierung und das ProstSchG insgesamt.

Vor allem sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Regulierungen und diskriminierenden Gesetze gegen die Stimmen der Betroffenen erlassen wurden und nicht ihrem Schutz dienen. Es geht um die Durchsetzung von moralischen Weltanschauungen von Politikern.