„Nachdem ich selbst viele Jahre als Sexarbeiterin gearbeitet hatte, habe ich ein eigenes kleines Bordell eröffnet. Mit zwei Arbeitszimmern.
Ich wollte in der Branche bleiben. Hier fühlte ich mich wohl und hier war ich kompetent.
Meine Kolleginnen unterstützten mich. Sie wollten bei mir – ohne Stress und selbstbestimmt und locker – arbeiten.
Nie hat es Probleme gegeben. Die Polizei, das Gesundheitsamt und auch Hydra gingen bei mir ein und aus.
Bei uns war immer weniger „Verkehr“ als bei einem Arzt oder einem Rechtsanwalt. Selbstverständlich habe ich auch immer Steuern gezahlt und die Frauen erhielten korrekt ihre Mietquittungen.
Das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) lässt mich jetzt am Staat zweifeln. Kann es ihm mit diesem Gesetz wirklich ernst sein? Ich habe alle Formulare aufgefüllt und alle Unterlagen eingereicht. Aber seit mehr als 1 ½ Jahren warte ich auf eine Antwort – natürlich auf die Erlaubnis nach dem Prostituiertenschutzgesetz. Doch das Amt meldet sich nicht.
Diese Ungewissheit macht mich und die Frauen kirre. Wir haben Angst, dass jederzeit der Laden geschlossen wird. Deshalb führen wir z. Zt. auch keine Renovierungen mehr durch. Viele der baulichen Auflagen sind von uns nicht durchzuführen. Und dann stellt sich auch die Frage, ob das Bauamt einbezogen wird.
Eine Schließung wäre für uns alle eine Katastrophe: die Frauen verlören ihren guten Arbeitsplatz. Wo sollen sie dann arbeiten? Und ich verliere mein Geschäft, meinen Lebensunterhalt und meine Rente.“
Evi, 61 Jahre