So geschehen bei einem Sommerfest:
Besucherin: „Darf ich Sie mal was fragen? Vielleicht ist meine Frage ungewöhnlich. Aber ich stelle sie doch mal. Sie sind ja vom ‚Fach‘.
Ich: „Das ist richtig; immer raus damit.“
Besucherin: „Ich wohne in einem normalen Mietshaus. Über mir gibt es sicher ein Bordell. Auch wenn es dafür keinen Hinweis gibt. Wie kann ich das feststellen?“
Ich: „Ja, es könnte ein Bordell sein – ein sog. Wohnungsbordell, diskret, unauffällig und kaum zu erkennen. Aber was stört sie genau?“
Besucherin: „Sicher ist das illegal. Es steht immer noch der Name des Vormieters an der Tür. Und die Hausverwaltung konnte mir nichts dazu sagen. Oder wollte es nicht. Da arbeiten sicher illegale Frauen. Und die haben einen Zuhälter. Und der ist gefährlich. Das weiß man doch!“
Ich: „Das würde ich so nicht sagen. Alle Bordelle werden regelmäßig von der Polizei und vom Gesundheitsamt und auch von Prostituiertenberatungsstellen aufgesucht. Wenn es ein Bordell ist, dann ist es bei den Stellen auch bekannt. Aber worum geht es Ihnen wirklich?“
Besucherin: „Ich arbeite im Schichtbetrieb und brauche meinen Schlaf. Aber ständig höre ich das Klackern von Stöckelschuhen auf dem Parkett über mir und so komme ich nicht zur Ruhe. Das Bordell muss weg.“
Ich: „Das kann ich gut verstehen. Wenn eine Nachbarin über mir solchen oder anderen Lärm machen würde, würde ich mit ihr reden. Und das können Sie doch auch. Gehen sie nach oben, klingeln sie und beschreiben Sie die Störung und bitten Sie um eine Abhilfe, z. B. könnte man Teppiche auslegen.“
Besucherin: „Ja meinen Sie, das könnte ich wirklich? Aber wenn die Frauen mich nicht verstehen, weil sie kein deutsch sprechen?“
Ich: „Die Frauen werden schon genug deutsch sprechen – zumindest eine von ihnen. Sie müssen ja auch mit den Kunden reden. Stellen Sie sich einfach als Nachbarin vor und bitten Sie sie um ein kurzes Gespräch wegen des Lärms. Dann versteht man sie und weiß, worum es geht. Sicher werden Sie zum Kaffee eingeladen oder man sagt Ihnen, sie sollen am nächsten Tag wiederkommen. Ganz normal.“
Besucherin: „Ja, ganz normal!“